Die Fürstenzeit
Vom Mittelalter bis ins barocke Zeitalter wurden die wildreichen Wälder des Warndts zur herrschaftlichen Jagd genutzt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließ Graf Karl von Nassau-Saarbrücken eine Siedlung für Glasmacher anlegen, die den Namen Karlsbrunn (damals: Carlsbrunn) erhielt.
Im Jahre 1728 entstand für den fürstlichen Jäger Johannes Koller das heute noch erhaltene Jägerhaus, in dem auch die Landesherren zur Jagd gastierten.
Das Jagdschloss Karlsbrunn wurde in den Jahren 1783 bis 1786 im Auftrag von Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken errichtet, der das Land von 1768 bis 1794 regierte.
Zunächst entstand 1783 der Mittelteil nach Entwürfen des Oberbaudirektors Johann Philipp von Welling. Die beiden Seitenflügel wurden 1786 durch den Architekten Balthasar Wilhelm Stengel ergänzt.
Er war der Sohn des berühmten Architekten Friedrich Joachim Stengel, unter dessen Leitung das Saarbrücker Schloss errichtet wurde.
Das ist des Jägers
Ehrenschild,
daß er beschützt und
hegt sein Wild,
waidmännisch jagt,
wie sich’s gehört,
den Schöpfer im
Geschöpfe ehrt.
Waidmannsheil,
Oskar von Riesenthal, 1880
Fürst Ludwig führte von hier aus auch zeitweise seine Amtsgeschäfte, da er aufgrund der großen Schuldenlast, die ihm sein Vater, Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, hinterlassen hatte, zu Sparzwängen genötigt war. Fürst Ludwig schätzte den Warndtwald und das Weidwerk sehr und ließ hier bei vielen Gelegenheiten seiner Jagdleidenschaft freien Lauf.
Nachweislich nahmen auch seine langjährige Geliebte und spätere Gemahlin Katharina Kest (im Volksmund „Gänsegretel aus Fechingen“ genannt) sowie viele Gäste an den Jagdgeschehen teil. Fürst Ludwig reiste zu den Jagden samt Hofstaat und Gästen mit Kutschen und vielen Pferden an und verwandelte das Dorf-geschehen von Karlsbrunn in ein buntes Treiben.
In der Fürstengalerie finden Sie Reproduktionen von Gemälden, u. a. von Friedrich Joachim Stengel (1694 –1787), Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken(1745–1794) und seiner Geliebten Katharina Margaretha Kest (1757–1829) aus der Alten Sammlung Saarbrücken, Stiftung Saarländischer Kulturbesitz.
Von den Jagdfreuden zur Forstwirtschaft
Das barocke Jagdschlösschen diente samt den zugehörigen Freiflächen nur für eine relativ kurze Zeit den Jagdfreuden des Fürsten, denn das fürstliche Jagdprivileg wurde mit der französischen Revolution (1789) aufgehoben. Nach wechselvollen Besitzverhältnissen wurde das Anwesen 1842 an den königlich-preußischen Forst veräußert. Danach wurde das Bauwerk als Oberförsterei genutzt. Der Oberförster zu Carlsbrunn (historische Schreibweise bis ins 19. Jh.) wurde im Mittelrisalit untergebracht und der Revierförster von St. Nikolaus im nördlichen Seitenflügel. Bis 2016, d.h. über einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren, wirkten am Jagdschloss Karlsbrunn generationsübergreifend königliche Oberförster, fürstliche Wildmeister, Forstdirektoren, Forstmeister, Oberförster – in zahlreichem Wechsel mitsamt ihren Familien und Helfern – für die Belange des Waldes.
Über die Teilnahme der Gemahlin des Fürsten Ludwig an den Jagden und über eine im Anschluss im Schloss veranstaltete Festlichkeit wird in einer Aufzeichnung berichtet:
„Während der Jahre 1787 bis 1790 hielt Fürst Ludwig, indem er sein und seines Gefolges Quartier im Karlsbrunner Jagdschloss aufschlug, öfters größere und mehrere Tage dauernde Jagden in seinem von vielem Wilde bevölkerten Warndt-Walde ab. An diesen Jagdfreuden pflegte seine zweite Gemahlin, die Gräfin Katharina von Ottweiler und frühere Bürgerstochter Katharina Kest von Fechingen, auf einem sittsamen Pferde nicht selten Anteil zu nehmen. Auf einer dieser dem Wilde gefährlichen Partien trieb man aus Gefälligkeit gegen den Fürsten, der seine Gattin leidenschaftlich liebte, eine gute Anzahl von Buschbewohnern aus dem Rehgeschlechte vor die Fürstin Katharina, welche bei dieser Gelegenheit mittels einer Schusswaffe einen stolzen Rehbock mit glücklicher Hand erlegte.
Natürlich veranlasste dieser berechnete Vorfall im Gehölze einen gewaltig stürmischen Jubel und bewog den Fürsten Ludwig zu einer ungewöhnlich reichen Bewirtung der an dieser Jagd Teilnehmenden im Schlosse zu Karlsbrunn, wobei Küche und Keller in respektabler Weise und in weiter Ausdehnung fleißig ihre Schuldigkeit zu tun nicht im Geringsten verabsäumten.“
[Orth, Lagerbuch der Pfarrei Großrosseln, Seite 63–65]
Auch die historischen Möbel und die Alltagsgegenstände in den Vitrinen stammen aus der Fürstenzeit des späten 18. Jahrhunderts. Im Jagdzimmer hängt u. a. eine Reproduktion des Pfälzischen Wildbrethändlers von Konrad Mannlich (1700–1758), dessen Original sich im Stadtmuseum Zweibrücken befindet.
Im Cour d’honneur (Schlosshof) zieht der hübsche Mittelbau die Blicke auf sich. Als Besonderheit fällt das Schilderhaus auf, das aus Sandsteinplatten, einer geschwungenen Haube und einem sehr schmalen, hohen Eintritt besteht.
Zu Beginn einer Jagd erschien der Fürst auf dem Treppenaltan, der Wachposten salutierte und im Hofe bliesen die Jagdhörner zum Aufbruch. Trotz vieler baulicher Veränderungen hat sich u. a. auch die Raumaufteilung des Jagdschlosses zum Teil erhalten.
Die beiden Rundtore des heutigen Veranstaltungsraums erinnern daran, dass sich hier, im Jahre 1786, die Remise für die Kutschen und die Stallung für die Pferde des Hofstaats und der Gäste befand. Vor und in der Remise wurden die Kutschen gereinigt und die Pferde versorgt. Hier waren neben Kutschen auch Leiterwagen sowie die Pferde samt Sätteln, Zaumzeug und Futter untergebracht.
8 – 10 km/h betrug die Reisegeschwindigkeit einer Kutsche im 18. Jahrhundert.
Ca. 100 km pro Tag konnte eine Postkutsche unter günstigen Voraussetzungen zurücklegen.
2 – 3 Stunden Reisezeit benötigte Fürst Ludwig mit der Kutsche vom Saarbrücker Schloss bis zu seinem Jagdschloss in Karlsbrunn.
Die barocke Küche des Jagdschlosses zur Fürstenzeit
Fürst Ludwig bewohnte die Gemächer im Obergeschoss des Mittelgebäudes. Bis heute ist die hölzerne Treppe, die nach oben führt, im Original erhalten. Beheizt wurden die Räume durch einen offenen Kamin aus Buntsandstein, in den eine ornamentierte Gusseisenplatte eingelegt war, so dass der Nachbarraum mitgeheizt werden konnte.
Die Küche in jener Zeit befand sich wahrscheinlich im Untergeschoss und verfügte wohl über einen gemauerten Herd mit einem darüber angeordneten Rauchfang, dem sog. Harst, der mit Lehm verkleidet war.
Der steinerne Unterbau des hüfthohen Herdes wurde vermutlich später mit einer eisernen Platte abgedeckt, die es ermöglichte, Steinkohle als Brennmaterial zu nutzen.
Zu den Herdgeräten zählten u. a. ein höhenverstellbarer Kesselhaken, an dem ein großer Kessel aus Kupfer hing, geschmiedete Feuerböcke, auf denen Pfannen und Töpfe über das Feuer gestellt wurden und kunstvoll geschmiedete Rostböcke, auf denen Fleisch gegrillt wurde.
Im Jagdschloss war wohl auch ein „Bratenwender“ im Einsatz, um das gefangene Wild über dem Feuer zu drehen. Die Töpfe waren im 18. Jahrhundert zumeist aus Kupfer. Die Tischgeräte waren aus Holz, Zinn oder Silber, Bestecke hatten schon annähernd die Form und Ausführung der Gegenwart.
Zudem verfügte das Jagdschloss auch über einen Holzbackofen.
Der Wald, das Wild und der Garten lieferten dem Fürsten die Produkte für die Gaumenfreuden dieser Zeit: regional, saisonal und nachhaltig.
Im Kleinen Küchenzimmer können Sie Exponate aus jener Zeit besichtigen.