Die wildreichen Wälder des Warndts wurden bereits seit dem Mittelalter für herrschaftliche Jagden genutzt: Für die einfachen Bewohner des Landes war der Wald „verwarnt“, das heißt nicht zur Nutzung freigegeben, was im Laufe der Zeit zu der heutigen Landschaftsbezeichnung „Warndt“ führte.
Anfang des 18. Jhs. ließ Graf Karl von Nassau-Saarbrücken eine Glasmachersiedlung im Wald anlegen, die den Namen Karlsbrunn erhielt. 1728 wurde für den fürstlichen Jäger Johannes Koller eine Hofanlage errichtet, deren aufwendige Innenausstattung wohl der standesgemäßen Unterbringung des Landesherrn zu Jagdzeiten diente. 1783 wurde auf Veranlassung des Fürsten Ludwig in Karlsbrunn ein Jagdhaus errichtet. Dieser Bau, der heute als Hauptgebäude den Kern der denkmalgeschützten Anlage bildet, entstand vermutlich nach Plänen des Oberbaudirektors von Welling. Die beiden Seitenflügel von 1786 vervollständigen das barocke Ensemble. Das Jagdschloss Karlsbrunn stellt ein typisches Beispiel einer einfachen, ausschließlich zur Jagdnutzung vorgesehenen barocken Dreiflügelanlage dar.
Das fürstliche Jagdprivileg wurde mit der Besetzung von Nassau-Saarbrücken durch französische Revolutionstruppen aufgehoben. Bereits 1798 wurde das Anwesen an Privateigentümer versteigert und 1840 von Oberförster Mühlmann erworben. 1842 ging das Anwesen an den preußischen Forstfiskus über, der es anschließend für forstdienstliche Zwecke nutzt. Die Nutzung des ehemaligen Jagdschlosses war gegen Ende des 19. Jhs. zweigeteilt: Der Oberförster zu Carlsbrunn, in dessen Zuständigkeit alle staatlichen Waldflächen im Warndt fielen, wohnte im Mitteltrakt und der Revierförster von St. Nikolaus im nördlichen Seitenflügel.
Für das Jagdschloss ist keine barocke Gartengestaltung bezeugt, wohl weil das Anwesen ausschließlich zur Jagdnutzung konzipiert war. Stattdessen entwickelten sich aus der forstlichen Nutzung des Komplexes seit 1840 allmählich Forstgärten heraus. 1883 ist sogar eine Dreiteilung der Gartenfläche dokumentiert, die allerdings 1892 wieder auf zwei Einheiten beschränkt wurde. Die jeweiligen Ober- und Bezirksförster unternahmen im Laufe des 19. und zu Beginn des 20. Jhs. Anbauversuche mit nicht heimischen Baumarten auf Versuchsstandorten im Warndtwald. Dabei wurden manchmal einige Exemplare in den eigenen Garten gepflanzt. Hiervon zeugt der Baumbestand im Garten.
Insbesondere der zentrale, zur Oberförsterei Karlsbrunn gehörige Gartenteil wies bei seiner gutachtlichen Beurteilung 2003 einen erstaunlichen Bestand an bedeutenden Pflanzen auf. Dabei konnten neben zahlreichen exotischen Bäumen auch weitere Vegetationsstrukturen ermittelt werden, die den Garten zu einem Dokument preußischer Forstgeschichte machen.
Aktuell sieht die Projektplanung im Rahmen des grenzüberschreitenden Programms „Gärten ohne Grenzen“ die Erhaltung des bedeutenden historischen Pflanzenbestandes vor, der in ein „modernes Landschaftsgemälde“ aus diversen Staudenrabatten integriert werden soll.
Ursprüngliche Überlegungen, statt des nun geplanten Forstgartens eine barocke Gartenanlage zu bauen, wurden verworfen, als deutlich wurde, welche außergewöhnlichen forstlichen Relikte der Garten enthält. Zwar werden nicht alle historischen Pflanzspuren erhalten; die ursprünglich vorhandenen Schneeglöckchen-Vorkommen sollten jedoch im neuen Garten ebenso wieder ihren Ort finden wie eine Hainbuchenhecke, die aus Gründen der Verkehrssicherung entfernt werden musste und im ursprünglichen Stil neu gepflanzt werden wird.
Mit der Neugestaltung des Forstgartens in Karlsbrunn verbindet sich der Wunsch, auch die wichtigen denkmalgeschützten Gebäude zukunftsweisend weiter zu entwickeln. Mit dem Einbau einer kleinen Gastronomie zur Bewirtung der zu erwartenden Gäste im vorderen Teil des Nordflügels der barocken Anlage wurde im Rahmen des hier vorgestellten Projekts ein erster Schritt in diese Richtung unternommen.
Text: Bestandsplan: Junker-Mielke
Edition: Landesdenkmalamt des Saarlandes, 2006
Plan Forstgarten
Im Vorfeld der eigentlichen Umsetzung des Forstgartens wurde die Stabsstelle Regionalentwicklung des Regionalverbandes Saarbrücken Anfang des Jahres 2007 gebeten, einen textlichen Entwurf zu erarbeiten, der die künftige Außendarstellung des Forstgartens, gleichsam die Leitgedanken, die dieses spannende Thema an die Besucher vermitteln soll, beinhaltet.
Der traumhafte, lebendige, beruhigende, explodierende, erinnernde, ertragsreiche, neuweltliche, exotische, voreiszeitliche, lehrende, experimentierende, skurrile Garten: Der Forstgarten Karlsbrunn
Der Forstgarten Karlsbrunn entstand somit an der Schnittstelle von Alter und Neuer Welt, zwischen Altem Wald und Neuem Wald.
All dies drückt sich auch heute noch im Bestand der fremdländischen Baumarten und Vegetationen, die 2004 in einem gartenhistorischen Gutachten über die Freiflächen um das Jagdschloss Karlsbrunn belegt wurden, aus.
Wie in einem Lesebuch gibt er als Zeitzeuge Auskunft über die spannende Forst- und allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Warndt und erlaubt eine Begegnung mit einem bedeutenden kulturellen Erbe.
Im Ergebnis handelt es sich bei dem „Forstgarten Karlsbrunn“ um ein einzigartiges Dokument saarländischer Garten- und Forstgeschichte gleichermaßen!
Selbst wenn das Thema „Forstgarten“ und die damit verbundene Vielschichtigkeit und Bedeutung in der neuen Gartengestaltung möglicherweise erst auf den zweiten Blick erkennbar wird, so führt doch gerade dieser Umstand selbst und die große symbolische Bedeutung der dafür charakteristischen Pflanzenwelt unweigerlich auf die Fährte der hier ansässigen Förster.
Im jetzigen Planungsstand der neu gestalteten Gartenarchitektur des Forstgartens sind jedenfalls alle diese sinnlich spür- und sichtbaren Merkmale eines Forstgartens erlebbar und bespielbar eingebettet.
Die Wiederentdeckung und das Wissen um diese spannenden forstwirtschaftlichen Bezüge genügen jedoch nicht, den Ort nachvollziehbar und nachhaltig in Wert zu setzen, sondern es bedarf eines begründeten Nebeneinanders
- der spätbarocken Architektur des ehemaligen Jagdschlösschens
- der Inhaltsvermittlung zur Entwicklungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Ortes,
- der neuen Gartengestaltung,
- der künstlerischen und kulturellen Bespielung,
- der kulturtouristischen Gesamtvermarktung des Projektes.